Wasserunfälle und deren stille Gefahren: Ertrinken, Zweites Ertrinken und Trockenes Ertrinken

  • Franziska Bieber
  • 06.09.2023
  • Sicherheit im und am Wasser

Die idyllische Vorstellung eines Badeausflugs kann sich in Sekunden in einen Albtraum verwandeln, wenn man die Gefahren des Wassers nicht vollständig versteht. In Deutschland sind Ertrinkungsunfälle bei Kindern und Erwachsenen leider häufiger, als wir denken. In diesem Artikel möchten wir uns mit den verschiedenen Aspekten des Ertrinkens auseinandersetzen - vom klassischen Ertrinken bis hin zu weniger bekannten, aber nicht weniger gefährlichen Szenarien wie dem Zweiten Ertrinken und dem Trockenen Ertrinken.


Die erschreckenden Statistiken

Die Zahlen der Badetoten in Deutschland sind alarmierend. Im Jahr 2022 stieg die Anzahl der Badetoten deutlich an, mit mehr als 350 Menschen, die beim Baden ums Leben kamen - fast ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Besonders besorgniserregend ist, dass auch Grundschulkinder unter den Ertrunkenen waren, von denen die Hälfte an Seen oder Teichen ertrank. Der Mangel an Schwimmfähigkeit, das Überschätzen der eigenen Kräfte und Schwimmkenntnisse, Krämpfe oder der plötzliche Temperaturwechsel in freien Gewässern tragen oft zu solchen tragischen Vorfällen bei.

Die Situation wird noch verschärft durch den Mangel an ausreichenden Schwimmkursen und das unregelmäßige Schulschwimmen in vielen Regionen. Diese Faktoren tragen dazu bei, dass Kinder und Erwachsene gleichermaßen gefährdet sind.


Die Stille des Ertrinkens

Eine der schrecklichen Tatsachen des Ertrinkens ist, dass es oft still und unbemerkt geschieht. Im Gegensatz zu dem, was viele Menschen denken, schreit oder strampelt ein Ertrinkender nicht wild um Hilfe. Im Überlebensmodus konzentriert sich der Körper ausschließlich auf das Atmen. Ein Ertrinkender kann daher nicht um Hilfe rufen, da die Atmungsfunktion Vorrang hat - Schreien ist unmöglich.

Nach etwa ein bis zwei Minuten setzt die Ohnmacht ein, gefolgt von einer Schädigung der Gehirnzellen nach drei bis fünf Minuten. Der genaue Zeitpunkt hängt vom Alter des Opfers und der Wassertemperatur ab. Die Schäden am Gehirn und anderen Organen führen schließlich zum Tod.


Die Gefahr für Kinder

Wasser übt eine enorme Anziehungskraft auf Kinder aus. Glitzernde Reflexionen auf der Wasseroberfläche, schwimmende Blätter oder Spielzeug wecken ihre Neugier. Leider haben Kinder oft ein mangelndes Risikobewusstsein und erkennen die Gefahren nicht. Sogar ältere Kinder können nicht einschätzen, wie tief das Wasser ist und ob sie stehen können.

Zusätzlich unterschätzen Erwachsene manchmal die Gefahren oder sind nicht wachsam genug. Fehlende Absperrungen von Wasserflächen in privaten und öffentlichen Bereichen sind ebenfalls ein häufiges Problem. Wenn die gewohnte Umgebung verlassen wird, steigt die Gefahr oft noch weiter an.

Die meisten Ertrinkungsunfälle bei Kindern ereignen sich in verschiedenen Altersgruppen und Umgebungen. Die meisten Unfälle bei Kindern von null bis vier Jahren finden zu Hause statt, oft im eigenen Garten, in Pools oder Planschbecken. Bei Fünf- bis Neunjährigen sind öffentliche Schwimmbäder die Hauptgefahrenquelle, während Zehn- bis 14-Jährige vor allem in Seen, Flüssen oder durch das Einbrechen in Eis gefährdet sind.


Erkennen eines Ertrinkungsunfalls bei Kindern

"Kinder ertrinken still" - das ist das erschreckende Merkmal des Ertrinkens bei Kindern. Im Gegensatz zu Erwachsenen sind sie in der Regel nicht in der Lage, auf sich aufmerksam zu machen, wenn sie im Wasser in Not geraten. Sehr kleine Kinder fangen nicht automatisch an zu strampeln oder zu paddeln, wenn sie ins Wasser fallen. Sie können förmlich erstarren.

Es kann für Kleinkinder schwierig sein, im Wasser aufzustehen, da sie oft die Orientierung verlieren und der Auftrieb es ihnen schwer macht, die Beine unter ihren Körper zu ziehen. Lautlosigkeit ist eine weitere beängstigende Eigenschaft - Kinder können aufgrund der fehlenden Kontrolle über ihre Atmung nicht um Hilfe rufen.


Erste Hilfe leisten

Die Rettung eines ertrinkenden Kindes ist oft leichter als die Rettung eines Erwachsenen. Dennoch muss die eigene Sicherheit immer an erster Stelle stehen. Es ist wichtig, die Aufmerksamkeit anderer auf die Situation zu lenken und den Notruf 112 zu wählen, bevor man versucht, das Kind zu retten.

Die Wahl der richtigen Methode zur Rettung eines Kindes hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des eigenen Könnens und der vorhandenen Rettungsmittel wie Schwimmwesten oder Rettungsringe. Das Kind sollte während der Rettung so gehalten werden, dass sein Kopf über Wasser bleibt.

Nach der Rettung muss das Bewusstsein und die Atmung des Kindes überprüft werden. In jedem Fall sollte professionelle medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden, um sicherzustellen, dass keine inneren Verletzungen oder Wasser in der Lunge vorliegen.


Zweites Ertrinken und Trockenes Ertrinken

Abgesehen vom klassischen Ertrinken gibt es zwei weitere gefährliche Szenarien, auf die Eltern und Aufsichtspersonen achten sollten: das Zweite Ertrinken und das Trockene Ertrinken.

Zweites Ertrinken: Dies tritt nach einem Badeunfall auf und führt zu Atembeschwerden oder Ersticken. Wasser gelangt in die Lunge, schädigt die Lungenbläschen und führt zu einem Lungenödem. Dieser Zustand kann in den nächsten 24 Stunden auftreten und erfordert dringende ärztliche Hilfe.

Trockenes Ertrinken: Beim Trockenen Ertrinken gelangt kein Wasser in die Lunge. Stattdessen führt eingeatmetes Wasser zu einem Stimmritzenkrampf im Kehlkopf, der zu Atemnot führt. Dieser Zustand tritt sofort auf und erfordert ebenfalls sofortige medizinische Hilfe.


Fazit

Wasserunfälle sind tragisch und oft vermeidbar. Die Aufklärung über die verschiedenen Formen des Ertrinkens sowie die Kenntnis der Symptome des Zweiten Ertrinkens und des Trockenen Ertrinkens sind entscheidend, um Leben zu retten. Die wichtigsten Schritte sind die Aufrechterhaltung der eigenen Sicherheit, das sofortige Rufen des Notrufs und das Bereitstellen von Erster Hilfe, falls erforderlich. Durch das Verständnis dieser Gefahren können wir dazu beitragen, dass Badeausflüge sicherer und angenehmer werden.



Top Neuigkeiten

Die 10 Baderegeln...

Sommerzeit ist Badezeit!...